Novemberbäume

Novemberbäume; bloss gelegt, nackt, mistelbehangen. So wie mein Herz, dort wo Herbststürme die Schichten weggefegt haben, welche sich noch wachsend, lebendig über meine Seele gerankt haben. Sie sind fort getragen, wie Blätter im Wind. Mistelgedanken.

Jetzt, wenn alles dumpf wird, wenn freudig Strömendes im Nebel versinkt; trostlos, leergewaschen.

Reinigender Regen spült das Täuschende weg; grau, unklar, verhangen noch. Werde ich die zerstörenden Wucherungen entdecken, die sich wie Mistelzweige in meinen Lebenssaft bohren? Werde ich die Zeit nutzen können, welche mir noch bleibt, bevor die matten Schwaden sich zuziehen, meinen Blick hoffnungslos, ziellos machen werden?

Die Ruhe aushalten können, die letzten Sonnenstrahlen, die noch kurz weilende Wärme einfangen, einhüllen in mir selbst.

Wintervorräte der Liebe sammeln, die den eisigen Verzweiflungsfrosten standhalten können. 

Die blanken Äste meines Lebensbaumes ausstrecken können, nicht ängstlich verstecken, unter Schneeschicht vergraben müssen. 

Klärende Luft, einatmen, ausatmen, Ordnung schaffen, loslassen. Sich dann getrost, aufgeräumt eingraben, im tiefen Innern Geborgenheit erlebend. Eingegraben wie in einer Baumhöhle, ausgepolstert mit Freundschaft und Friede, mit begnadigter Hoffnung, die nach dem Winter zu neuem Leben aufwachen und erblühen darf.